Vier

Wie schon vor zwei Jahren fällt der Geburtstag unseres Großen mitten hinein in den Abschied und Aufbruch in ein neues Land.

Am Morgen diesen Tages stehe ich einen Moment allein draußen, atme die septemberwarme Luft ein und denke: Heute vor vier Jahren bin ich Mutter geworden. Und was für einen Sohn ich da bekommen habe. Wenn das kein Grund zum Feiern ist, aller Hektik und allem Abschiedsschmerz zum Trotz!

Am Nachmittag ist Kinderfest. Unser Vierjähriger hat vier Freunde eingeladen: Die Zwillinge Anna und Lena, die niemand auseinander halten kann, Alex mit deutsch-griechischen Eltern und die schöne Lova mit den langen blonden Haaren. Kinder, die Richard wichtig geworden sind und die wir alle vermissen werden.

Lego war gewünscht, Lego wird geschenkt. Wozu braucht man ein Programm, wenn man auch einfach in aller Ruhe ein Feuerwehrauto zusammen bauen kann?

Aber Mama hat sich natürlich noch was überlegt. Die ganze Bande geht auf den Spielplatz und faltet Papierboote.

Außerdem gibt es diesmal zwei schwedische Traditionen, die unbedigt zu einem Kindergeburtstag dazugehören: Ersten Sahnetorte. Zweitens das Spiel „Fiskdamm“, eine Art Angelspiel, bei dem alle Kinder sich Tütchen mit Süßigkeiten angeln dürfen.

Vier, das ist ein wirklich schönes Alter, finde ich. Der Große ist fröhlich, ausgeglichen, rücksichtsvoll und ein gewitzter Gesprächspartner. Ein Hoch auf die Vierjährigen!

G

Zwischenstation

Wie geht es bei Euch weiter? – Diese Frage haben wir in den letzten Wochen und Monaten oft gehört. Nun endlich können wir Euch berichten, was wir uns überlegt haben.

Am 1. Oktober tauschen wir unser schwedisches Haus gegen… (Trommelwirbel): zwei Wohnheim-Zimmer auf dem Gelände der Bibelschule Wiedenest.

Aber eins nach dem anderen.

So lange ich Vater Abraham kenne, hat er immer wieder den Wunsch ausgesprochen, auf eine Bibelschule zu gehen. Sowas ist klassischer Weise ein Angebot für Abiturienten oder Studienabgänger: Für ein Jahr mit anderen jungen Leuten die Bibel besser kennen lernen, Hintergründe verstehen, zusammen leben, Musik machen und sich in Themen wie Seelsorge, Jugendarbeit usw. schulen lassen.

Wenn man alle Zelte abbricht, ist das nicht nur ein Riesen-Aufwand, sondern auch eine Chance. Alles ist offen. Als klar ist, dass wir aus Schweden zurück kommen, entscheiden wir: Das ist die Chance. Nun soll Vater Abraham auf eine Bibelschule gehen. Nicht für ein ganzes Jahr, aber vielleicht für 3 Monate. Eine kleine Elternzeit lang.

Also recherchiert Vater Abraham Bibelschulen, es gibt eine ganze Reihe in Deutschland, und entscheidet sich für ein kleines Nest in Nordrhein-Westfalen.

Mein Plan ist zunächst, dass ich in dieser Zeit mit den Kindern in Schweden bleibe. Hier haben die Kinder ihre Förskola, die sie lieben, und ich habe mein Zuhause, meinen funktionierenden Alltag.

Aber es fühlt sich nicht gut an. Dass Vater und Kinder getrennt werden. Dass wir eine Ehe-Auszeit machen sollen. Dass einer aufbricht und der andere zurückbleibt… Nein, das wollen wir beide nicht.

Ein ganz neuer Gedanke kommt auf: Könnten wir nicht auch gemeinsam…? In diesem abwegigen Gedankenspiel bekommen wir Zuspruch, und zwar von einem Dozenten der Bibelschule. Er macht uns Mut, uns beide zu bewerben, und uns mit Schulbesuch und Kinderbetreuung abzuwechseln. Auch wenn wir dann beide nur die Hälfte mitbekommen.

Nach einigen Wartewochen bekommen wir die Zusage. Unser Modell ist ungewöhnlich, aber man traut es uns zu.

Und wohin es danach geht? Wir müssen die Ungewissheit noch weiter aushalten. Die Bewerbungsphase läuft, aber eine Entscheidung über den nächsten Job ist noch nicht gefallen, und damit auch noch nicht über den nächsten Wohnort.

Eins nach dem anderen.  Wir nehmen es Schwedisch: immer mit der Ruhe.

G