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Eine neue Geschichte

Ein Jahr nach unserem letzten Blogeintrag nehmen wir den Faden wieder auf. Wir leben mittlerweile in Südniedersachsen.

Es sind besondere Zeiten – wie gemacht für den Beginn einer neuen Geschichte.

Dienstag, der 10. März 2020. Ich bin Austin, Texas, seit 2 Tagen in den USA auf Dienstreise. Ein warmer Wind weht, angenehme 20 Grad Celsius. Texas ist sorgenfrei, locker und positiv, während in Deutschland die Corona-Krise zum beherrschenden Thema wird. Die Restaurants in Amerika sind voll, davor wird getanzt, die Stimmung ist ausgelassen.

Nur bei mir nicht. Seit dem Hinflug von Frankfurt in die USA habe ich Zahnschmerzen. Aufdringliche. Heftige. Ich kann mich nicht auf die Arbeit konzentrieren, in Gesprächen kaum folgen. Diverse Selbstversuche mit Paracetamol, Ibuprofen und Ähnlichem, was der amerikanische Medizinschrank im Büro hergibt, liegen bereits hinter mir. Gebete um Heilung auch. Nachts bin ich schlaflos. Ich hoffe, dass Gott mir Heilung gibt. Doch nichts passiert.

Nach 2 Tagen die Entscheidung, ich breche ab, muss vorzeitig zurück, um mich in Deutschland behandeln zu lassen. Buche um. Bin enttäuscht, frustriert, zweifle: Wieso heilt Gott mich nicht? Er kann es doch!

Fröhliches US-amerikanisches Sicherheitspersonal durchleuchtet mich, die Ausreise aus den USA verläuft reibungslos, die Boeing 777 von United Airlines ist halbleer, jeder Passagier breitet sich auf einer ganzen Sitzreihe aus. Das erste Mal seit Tagen fange ich an, mich zu entspannen. Fasse erste klare Gedanken. Ein Behandlungstermin in Deutschland ist organisiert. Die Schmerzen werden erträglicher.

12 Stunden und mehrere Flughäfen, Bahnhöfe und Autobahnen später bin ich wieder zuhause in Deutschland. Schlafen.  

Am nächsten Morgens fällt mein Blick auf die Schlagzeile bei tagesschau.de: „USA erlassen Einreisestopp aus Europa.“

Auf einmal ahne ich, warum ich Zahnschmerzen habe. Und warum sie in den USA nicht weggegangen sind. Ich bin nochmal rausgekommen, nach Hause gekommen, um in dieser besonders bewegten Zeit zuhause bei meiner Familie sein zu können.

Die Zahnschmerzen sind weg. Gleich ist es 8.30 Uhr, der Termin beim Zahnarzt beginnt. Gott hat es genau richtig gemacht. Mal wieder. Einfach ein Spezialist.

Die Feuerzangenbowle oder: Elternzeit an der Bibelschule

Kennt Ihr den Film „Die Feuerzangenbowle“? Ein gestandener Akademiker gibt sich nach einer verlorenen Wette als Teenager aus und drückt noch einmal die Schulbank. Unverhofft gefällt ihm das Dasein als Schüler und er bringt ordentlich Schwung in den Schulalltag. Heinz Rühmann, ganz großes Kino.

Ein bisschen wie Heinz Rühmann fühle ich mich in diesen Monaten. Mein Mann und ich sind längst erwachsen, Akademiker, Eltern. Und wir haben uns entschlossen, während unserer Elternzeit die Schulbank an der Biblisch-theologischen Akademie Wiedenest zu drücken, um uns in der Mitte des Lebens noch einmal neu auf Gott auszurichten. Für ein halbes Jahr pausieren Arbeitsalltag, Haushalt und feste Rollenverteilung. Wir werden Bibelschüler. Und unsere Kinder (4 und 2 Jahre alt) gleich mit.

Ein Kindergartenplatz ist für solch eine kurze Zeitspanne nicht zu haben. Wir sind pragmatisch und teilen uns Tag für Tag auf. Einer paukt Griechisch und lernt in „Exegetische Methodik“, wie man eine Predigt vorbereitet. Der andere liest zuhause Bilderbücher vor, singt mit den Kindern, baut Legoautos und macht Streifzüge durch den Wald. In der großen Pause tauschen wir. So bekommt jeder seine Lieblingsfächer mit. Alle Vorlesungen, die uns beide interessieren, nehmen wir auf. So kann sie der andere später nachhören.

Zugegeben: Seine sichere Alltagsroutine zu verlassen, ist nicht ganz einfach. Als junger Erwachsener nicht, und als Familie mit Kleinkindern noch weniger. Wir müssen uns an neue Essenszeiten gewöhnen, einen neuen Tagesablauf, weniger Privatsphäre, weniger Platz.

Im Gegenzug werden wir reichlich beschenkt mit neuen Freunden, großartigen Vorlesungen und der Möglichkeit, Gott so nahe zu kommen wie schon lange nicht mehr. Ein Aha-Erlebnis reiht sich an das nächste. Wir lernen Bibelkunde, Gottesdienstgestaltung, Psychologie, Kinderstunden-Gestaltung, Griechisch. Zusätzlich hören wir richtig gute Andachten, singen neue Lobpreis-Lieder, erleben Bibellese-Nächte, Gebetstage und rauschende Feste. Es fühlt sich an, als würden wir hier geistlich aufgetankt – bis obenhin voll und noch mehr.

Und unsere Kinder? Haben sich eingelebt und fühlen sich pudelwohl. Besonders dankbar sind wir darüber, mit wie viel Herzlichkeit wir hier als Familie aufgenommen werden. Obwohl wir manchmal Sachen durcheinanderbringen. Der Schulbetrieb an der BTA ist eigentlich nicht auf Kinder eingestellt. Aber die Herzen der Menschen sind es. Nie hat sich jemand beschwert, wenn unsere Kinder im Speisesaal Verstecken spielen oder während der Mittagsruhe laut „Laterne“ singen. Im Gegenteil: Die Kinder sind überall willkommen, spielen und toben mit unseren Klassenkameraden und sind selbstverständlich mit auf Klassenfahrt gefahren.

Dass wir hier an der BTA die weltbesten Babysitter haben, versteht sich sowieso. Fazit: Es ist ein Abenteuer. Nicht alle Wege sind schon ausgetreten, manches muss sich erst finden. Aber ich habe das Gefühl, von dieser intensiven Familien-  und Gotteszeit werden wir noch lange, lange zehren.

Abschiedsfest

Wir haben einen Freund, der arbeitet am Flughafen Stockholm-Arlanda im Tower. Eine seiner Aufgaben ist, die ankommenden Flugzeuge zu begrüßen. Einmal erzählte er uns, dass viele ankommende Piloten ihre Begrüßung an die Tower-Besatzung in schwedischer Sprache funken, also: „Hej hej, Arlanda!“ Nur die deutschen Piloten, meinte er schmunzelnd, würden mit größter Regelmäßigkeit grüßen: „Hej då, Arlanda“.

Liebe deutsche Piloten, die Ihr dies lest. Hej då bedeutet Tschüß.

In diesen Wochen haben wir Abschied genommen. Mit einem immer größer werdenden Kloß im Hals haben wir dem Ende unseres 2-jährigen Aufenthalts entgegen gesehen. Die Tage sind angefüllt mit Terminen, mit Packen und Organsisieren, dazu der Endspurt auf der Arbeit, wir sind k.o., am Ende unserer Kräfte. Mich macht das unglaublich traurig. Ich ahne, dass hier etwas Einmaliges, sehr Gutes zu Ende geht. Die Tage werden herbstlich-kühl und zerrinnen mir in den Händen.

„Komm, wir schmeißen ein Abschiedsfest“, schlägt Vater Abraham vor.

Normalerweise kommen solche Vorschläge von mir. Aber ich bin viel zu erschöpft, um auf die Idee zu kommen, diesen Abschied ausgerechnet – zu feiern. Trotzdem mache ich mit. Denn ich weiß, dass wir uns hier auch nicht einfach aus dem Staub machen können. Ziemlich kurzfristig laden wir alle ein, die uns wichtig geworden sind. Offenes Haus bei Abrahams von 14 Uhr bis abends spät.

Da dürfen wir erleben, wie unser schönes Haus auf einmal aus allen Nähten platzt.

Die Kindergartenfreunde kommen mit ihren Eltern, unsere Freunde aus Kirchengemeinde, Sprachcafé, Hauskreis und Chor. Sogar meine 87-jährige Freundin Ingela fährt mit dem Taxi vor.  „Ist ja nicht alle Tage, dass man auf ein Fest eingeladen wird!“, sagt sie und nimmt sich ein Stück Blaubeerkuchen mit Sahne.

Die Kinder stürmen durchs Haus, die Alten plaudern am Kaffeetisch, wir haben längst nicht genug Stühle, und als die ersten Gäste gehen, kommen gleich noch einmal so viele nach. Gegen Abend tische ich einen riesigen Topf Sopa Ribollita auf, dazu selbstgebackenes Knäckebrot mit gesalzener Butter, und weiter geht das Fest.

Am Ende verabschieden wir unsere Gäste, draußen ist es dunkel geworden, und das Chaos in der Küche ist ebenso groß wie das Gefühl der Dankbarkeit. Wie viele nette Menschen wir in diesen 2 Jahren kennen gelert haben! Wie viele zu unseren Freunden geworden sind!  

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Vier

Wie schon vor zwei Jahren fällt der Geburtstag unseres Großen mitten hinein in den Abschied und Aufbruch in ein neues Land.

Am Morgen diesen Tages stehe ich einen Moment allein draußen, atme die septemberwarme Luft ein und denke: Heute vor vier Jahren bin ich Mutter geworden. Und was für einen Sohn ich da bekommen habe. Wenn das kein Grund zum Feiern ist, aller Hektik und allem Abschiedsschmerz zum Trotz!

Am Nachmittag ist Kinderfest. Unser Vierjähriger hat vier Freunde eingeladen: Die Zwillinge Anna und Lena, die niemand auseinander halten kann, Alex mit deutsch-griechischen Eltern und die schöne Lova mit den langen blonden Haaren. Kinder, die Richard wichtig geworden sind und die wir alle vermissen werden.

Lego war gewünscht, Lego wird geschenkt. Wozu braucht man ein Programm, wenn man auch einfach in aller Ruhe ein Feuerwehrauto zusammen bauen kann?

Aber Mama hat sich natürlich noch was überlegt. Die ganze Bande geht auf den Spielplatz und faltet Papierboote.

Außerdem gibt es diesmal zwei schwedische Traditionen, die unbedigt zu einem Kindergeburtstag dazugehören: Ersten Sahnetorte. Zweitens das Spiel „Fiskdamm“, eine Art Angelspiel, bei dem alle Kinder sich Tütchen mit Süßigkeiten angeln dürfen.

Vier, das ist ein wirklich schönes Alter, finde ich. Der Große ist fröhlich, ausgeglichen, rücksichtsvoll und ein gewitzter Gesprächspartner. Ein Hoch auf die Vierjährigen!

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Zwischenstation

Wie geht es bei Euch weiter? – Diese Frage haben wir in den letzten Wochen und Monaten oft gehört. Nun endlich können wir Euch berichten, was wir uns überlegt haben.

Am 1. Oktober tauschen wir unser schwedisches Haus gegen… (Trommelwirbel): zwei Wohnheim-Zimmer auf dem Gelände der Bibelschule Wiedenest.

Aber eins nach dem anderen.

So lange ich Vater Abraham kenne, hat er immer wieder den Wunsch ausgesprochen, auf eine Bibelschule zu gehen. Sowas ist klassischer Weise ein Angebot für Abiturienten oder Studienabgänger: Für ein Jahr mit anderen jungen Leuten die Bibel besser kennen lernen, Hintergründe verstehen, zusammen leben, Musik machen und sich in Themen wie Seelsorge, Jugendarbeit usw. schulen lassen.

Wenn man alle Zelte abbricht, ist das nicht nur ein Riesen-Aufwand, sondern auch eine Chance. Alles ist offen. Als klar ist, dass wir aus Schweden zurück kommen, entscheiden wir: Das ist die Chance. Nun soll Vater Abraham auf eine Bibelschule gehen. Nicht für ein ganzes Jahr, aber vielleicht für 3 Monate. Eine kleine Elternzeit lang.

Also recherchiert Vater Abraham Bibelschulen, es gibt eine ganze Reihe in Deutschland, und entscheidet sich für ein kleines Nest in Nordrhein-Westfalen.

Mein Plan ist zunächst, dass ich in dieser Zeit mit den Kindern in Schweden bleibe. Hier haben die Kinder ihre Förskola, die sie lieben, und ich habe mein Zuhause, meinen funktionierenden Alltag.

Aber es fühlt sich nicht gut an. Dass Vater und Kinder getrennt werden. Dass wir eine Ehe-Auszeit machen sollen. Dass einer aufbricht und der andere zurückbleibt… Nein, das wollen wir beide nicht.

Ein ganz neuer Gedanke kommt auf: Könnten wir nicht auch gemeinsam…? In diesem abwegigen Gedankenspiel bekommen wir Zuspruch, und zwar von einem Dozenten der Bibelschule. Er macht uns Mut, uns beide zu bewerben, und uns mit Schulbesuch und Kinderbetreuung abzuwechseln. Auch wenn wir dann beide nur die Hälfte mitbekommen.

Nach einigen Wartewochen bekommen wir die Zusage. Unser Modell ist ungewöhnlich, aber man traut es uns zu.

Und wohin es danach geht? Wir müssen die Ungewissheit noch weiter aushalten. Die Bewerbungsphase läuft, aber eine Entscheidung über den nächsten Job ist noch nicht gefallen, und damit auch noch nicht über den nächsten Wohnort.

Eins nach dem anderen.  Wir nehmen es Schwedisch: immer mit der Ruhe.

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Das Dala-Pferd

Diesen Sommer haben wir uns angeschaut, woher die Dalapferde eigentlich kommen: Nämlich aus einer urigen kleinen Schnitzerei in Nusnäs.

Ursprünglich waren es Holzfäller aus Dalarna, die an langen Winterabenden am Lagerfeuer für ihre Kinder Spielzeug schnitzten. Aber seit ein solches überdimensionales Pferd auf der EXPO-Weltausstellung 1933 den schwedischen Pavillion zierte, wurde es zum Schweden-Symbol schlechthin.

Es wird bis heute komplett in Handarbeit hergestellt: Ausgesägt, geschnitzt, gefärbt, lackiert und zuletzt aufwändig bemalt.

Heutzutage ist es das häufigste Souvenir, dass Touristen aus Schweden mitbringen.

Und man kann immer noch damit spielen. 🙂

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Dalarna

Ach, Dalarna, du bist so schön. Über dich will ich noch mehr schreiben. An deine Hügel, Wälder, Seen und Sonne will ich zurückdenken, wenn der Winter kommt und wir Schweden verlassen werden.
Aber noch ist ja Sommer, und die Erinnerungen sind noch frisch.

An unsere Ferienwohnung zum Beispiel, das gemütliche Unikat mit alten Möbeln und Flickenteppichen. Im Gepäck für unseren Sommerurlaub haben wir Badesachen, Sonnencreme, Mückenspray und meine Nähmaschine. Die musste einfach mit. Abends, wenn die Kinder schlafen und Vater Abraham liest, sitze ich draußen auf der Wiese und lasse die Maschine rattern. Die Sonne steht noch hoch überm Horizont, das Licht verschwindet in diesen Julinächten nicht. Erst gegen 23 Uhr nimmt die Dämmerung überhand.

Tagsüber machen wir schöne Ausflüge ins Umland. Zum Beispiel in die Knäckebrot-Fabrik in Leksand. Im angeschlossenen Fabrikverkauf probieren wir uns durch alle 30 Sorten hindurch. Vater Abraham kann mich danach gerade noch davon abhalten, ein preisreduziertes 10-kg-Paket zu kaufen.

An einem anderen Tag besuchen wir das Sommerhaus des Malers Carl Larsson. Das ist er:

Larsson und seine Frau Karin hatten einen ganz eigenen, zu damaliger Zeit skandalösen Einrichtungs- und Kleidungsstil: Hell, sehr bunt, zweckmäßig. Sie ließen eigene Möbel anfertigen und nähten eigene Kleider. Mittlerweile gilt ihr Stil als seiner Zeit weit voraus und wird von IKEA und H&M immer wieder neu aufgelegt.

Ja, und natürlich gehen wir baden. Überall, jeden Tag. Es gibt so viele Seen, und alle haben  Sandstrand oder kleine Anlegestellen, von denen aus man schnell ins Wasser springen kann.

Ein kleines Bad ist überall zu haben.

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Die Farbe Rot

Warum sind die Schwedenhäuser eigentlich rot? Woher dieser Farbton? Und wie um alles in der Welt bringt man eine ganze Nation dazu, seine Gebäude im exakt selben Farbton anzustreichen – vom Wohnhaus über den Hühnerstall bis zum Plumpsklo?

Die Antwort finden wir in Dalarna, zu deutsch „Die Täler“, eine der schönsten schwedischen Provinzen. Die Landschaft ist lieblich, weitäufig und unberührt. Dalarnas Hauptstadt hat gerade mal soviele Einwohner wie Aurich in Ostfriesland.

Hierhin hat uns unser Sommerurlaub geführt.

Mitten indem idyllischen Städtchen Falun liegt eine UNESCO-Welterbestätte: das Kupferbergwerk. Mit den Erträgen aus dem hier abgebauten Kupfer baute sich Schweden seine Stellung als europäische Großmacht im 17. und 18. Jahrhundert auf. Einst wurden hier 70% des weltweiten Kupferertrags abgebaut! Ein Nebenprodukt war Kupferstaub, der irgendwann zu Farbe verarbeitet wurde: Das Falu-Röd (Falun-Rot) war geboren.

Und wie kam es zur landesweiten Verbreitung dieser Farbe? – Die Antwort ist kurios und geht zurück auf das Jahr 1573.  König Johan III bewunderte  damals die schicken Ziegelhäuser in … genau, Deutschland. In Ermangelung von roten Ziegeln ließ er sein Schloss kurzentschlossen in Falu-Röd anmalen. Das machte ihm bald der schwedische Adel nach, und dann nach und nach der Rest seiner Untertanen. Zeitweilig war Falu-Röd sogar die einzig zugelassene Häuserfarbe im Land.

Mittlerweile darf man sein Haus in Schweden anmalen wie man will. Aber viele entscheiden sich immer noch und immer wieder für diese Farbenuance. Unverändert, jeder Mode trotzend, kupferrot.

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Eine Kindheit wie im Bilderbuch

Wenn Ihr einmal nach Schweden reist, dann müsst Ihr nach Småland fahren und das Elternhaus von Astrid Lindgren besuchen.

Die Frau, deren Kinderbücher über 160 Millionen mal verkauft wurden, verlebte Anfang des letzten Jahrhunderts eine glückliche Kindheit auf dem Hof „Näs“ in Vimmerby, Småland. Näs war ein großer Pfarrhof, und für Astrid und ihre drei Geschwister waren die Ställe, Scheunen, der Tischlerschuppen und der riesige Garten ein fantastischer Spielplatz.

„Wir haben gespielt und gespielt; es ist ein Wunder, dass wir uns nicht zu Tode gespielt haben“, sagte sie später.

Näs ist heute ein Museum. Für Erwachsene und Kinder gibt es Audioguides, in denen man viel über den Menschen Astrid Lindgren erfährt. Zum Beispiel, dass sie sich mit 18 Jahren entschied, ein uneheliches Kind zur Welt zu bringen. Und im 2. Weltkrieg für den schwedischen Geheimdienst arbeitete.

In den Kriegsjahren fing sie auf Wunsch ihrer Tochter an, Geschichten von einem Mädchen namens „Pippi Langstrumpf“ zu erfinden. Das erste Buchmanuskript der Geschichte wurde von einem Verlag abgelehnt. (Dieser dürfte sich hinterher geärgert haben.)

Der Garten von Näs ist heutzutage ein Spielparadies für große und kleine Kinder.

Hier findet sich z.B. Michels (im schwedischen Original: Emils) Tischlerschuppen.

Alles ist erlaubt. Man darf klettern…

… und schaukeln…

… und wer ganz wagemutig ist, kann über ein Brennesselbeet balancieren.

Und hinterher süße Walderdbeeren pflücken.  Tierfreunde kommen in Näs auf ihre Kosten…

… ebenso wie Gartenfreunde.

Das ist es, das Elternhaus, in dem Astrid Lindgren und ihre Geschwister aufwuchsen. 

Übrigens haben alle 4 Bauernkinder später einen Beruf mit Worten ergriffen: Sie sind Autoren, Journalisten, Übersetzer geworden. Astrids Schwester Ingegerd zum Beispiel hat die „5 Freunde“-Bücher von Enid Blyton ins Schwedische übersetzt.

Das war ein schöner Urlaubstag in Småland. Nun lese ich Astrid Lindgrens „Kriegstagebücher“. Da sie als Mitarbeiterin des schwedischen Geheimdienstes ziemlich gut informiert war, ist es eine spannende Lektüre.

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Ungewissheit

Als wir 2016 Jahren nach Schweden ausgewandert sind, war für uns klar: Dies wird eine Episode, keine Endstation. Nach 2 Jahren kommen wir zurück nach Deutschland.

Aber natürlich haben wir uns zwischenzeitlich ganz furchtbar in diese Zwischenstation verliebt. Gerade jetzt im Sommer ist Schweden beinahe zu schön, um wahr zu sein.

Es ist aber auch ein unvergleichlicher Frühsommer: Von der Schneeschmelze direkt zu 30 Grad, wochenlang. Die Blumen waren völlig verwirrt, kamen alle gleichzeitig, Tulpen und Flieder und Kirschblüten, es war ein Farbenmeer, eine Melange an Düften. Mittlerweile wird die Trockenheit in der Natur sichtbar. Die Kinder baden im Plantschbecken, essen Eis, es herrscht Sommerferienstimmung seit Anfang Mai.

Immer wieder fliegt Vater Abraham nach Deutschland, um auszuloten, wie und wo es für uns weitergehen wird. Noch warten wir, harren wir in Ungewissheit aus.

Mit flauem Gefühl im Magen haben wir unterdessen die Kündigung unserer Wohnung eingereicht. Wir wohnen noch kein Jahr hier, aber es ist uns ein richtiges Zuhause geworden. Wahrscheinlich wäre es uns leichter gefallen, zu kündigen, wenn wir schon etwas konkretes Neues in Aussicht hätten.

Immerhin haben wir uns in langen Abenden von Diskutieren, Listen-Schreiben, Pläne-Schmieden und konstruktivem Zuhören die Auswahl an Städten von unendlich („Oder wie wäre es mit Groß-Kiesow?“) auf eine überschaubare Anzahl von 7 festgelegt.

In diesen 7 Städten gibt es potenzielle Arbeitsstellen, wir kennen dort schon ein paar Leute, und (wichtiges Kriterium!) es gibt eine Bibliothek und ein Theater. Unverzichtbar.

Nun warten wir auf eine berufliche Entscheidung und Gottes Führung, in welche dieser 7 Städte wir im Herbst ziehen werden.

Unterdessen ist es an der Zeit, schon wieder unseren Hausstand durchzusehen, auszumisten, aufzuräumen. Das ist eine befriedigende Aufgabe. Aber, das muss ich auch sagen, es müsste meinetwegen nicht jedes Jahr in dieser Intensität erfolgen.

Nun genießen wir noch einmal Schweden im Sommer, und versuchen, die Melancholie, die sich immer wieder einschleichen will, mit Eis und frischen Erdbeeren in Schach zu halten.

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