Abschiedsfest

Wir haben einen Freund, der arbeitet am Flughafen Stockholm-Arlanda im Tower. Eine seiner Aufgaben ist, die ankommenden Flugzeuge zu begrüßen. Einmal erzählte er uns, dass viele ankommende Piloten ihre Begrüßung an die Tower-Besatzung in schwedischer Sprache funken, also: „Hej hej, Arlanda!“ Nur die deutschen Piloten, meinte er schmunzelnd, würden mit größter Regelmäßigkeit grüßen: „Hej då, Arlanda“.

Liebe deutsche Piloten, die Ihr dies lest. Hej då bedeutet Tschüß.

In diesen Wochen haben wir Abschied genommen. Mit einem immer größer werdenden Kloß im Hals haben wir dem Ende unseres 2-jährigen Aufenthalts entgegen gesehen. Die Tage sind angefüllt mit Terminen, mit Packen und Organsisieren, dazu der Endspurt auf der Arbeit, wir sind k.o., am Ende unserer Kräfte. Mich macht das unglaublich traurig. Ich ahne, dass hier etwas Einmaliges, sehr Gutes zu Ende geht. Die Tage werden herbstlich-kühl und zerrinnen mir in den Händen.

„Komm, wir schmeißen ein Abschiedsfest“, schlägt Vater Abraham vor.

Normalerweise kommen solche Vorschläge von mir. Aber ich bin viel zu erschöpft, um auf die Idee zu kommen, diesen Abschied ausgerechnet – zu feiern. Trotzdem mache ich mit. Denn ich weiß, dass wir uns hier auch nicht einfach aus dem Staub machen können. Ziemlich kurzfristig laden wir alle ein, die uns wichtig geworden sind. Offenes Haus bei Abrahams von 14 Uhr bis abends spät.

Da dürfen wir erleben, wie unser schönes Haus auf einmal aus allen Nähten platzt.

Die Kindergartenfreunde kommen mit ihren Eltern, unsere Freunde aus Kirchengemeinde, Sprachcafé, Hauskreis und Chor. Sogar meine 87-jährige Freundin Ingela fährt mit dem Taxi vor.  „Ist ja nicht alle Tage, dass man auf ein Fest eingeladen wird!“, sagt sie und nimmt sich ein Stück Blaubeerkuchen mit Sahne.

Die Kinder stürmen durchs Haus, die Alten plaudern am Kaffeetisch, wir haben längst nicht genug Stühle, und als die ersten Gäste gehen, kommen gleich noch einmal so viele nach. Gegen Abend tische ich einen riesigen Topf Sopa Ribollita auf, dazu selbstgebackenes Knäckebrot mit gesalzener Butter, und weiter geht das Fest.

Am Ende verabschieden wir unsere Gäste, draußen ist es dunkel geworden, und das Chaos in der Küche ist ebenso groß wie das Gefühl der Dankbarkeit. Wie viele nette Menschen wir in diesen 2 Jahren kennen gelert haben! Wie viele zu unseren Freunden geworden sind!  

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