Mit dem ersten Frost kommt die Erkältungswelle. Obwohl ich meine, dass wir insgesamt ziemlich selten erkältet sind – die saubere Luft und die geringe Menschendichte mögen daran teilhaben, ich weiß es nicht – sind wir diesmal alle nacheinander krank geworden.
Vater Abraham macht den Anfang, die Kinder folgen auf dem Fuße. Ich lege ihnen die Hand auf die Stirn: Sie glühen. Meine Mutter konnte damals mit ihrer Handfläche aufs Zehntelgrad genau unsere Temperatur messen, fällt mir ein. Ob ich das später auch mal kann? Bisher hatte ich noch nicht ausreichend Gelegenheit zum Üben.
Das Fieberthermometer? Kaputt. Stimmt, da hat die Kleine neulich drauf rumgekaut. Kurz überlege ich, ob ich den Großen dazu überreden kann, das Braten-Thermometer in den Mund zu nehmen. Verwerfe den Gedanken sofort.
In Schweden haben die meisten Geschäfte auch Sonn- und Feiertags durchgängig geöffnet, mit einer kuriosen Ausnahme: Man kann im ganzen Land von Samstagnachmittag bis Montagfrüh keinen Tropfen Alkohol kaufen. Abgesehen davon ist Shoppen in Schweden ein klassisches Sonntagsvergnügen. Da hat man ja Zeit.
Bislang haben wir es geschafft, uns treu zu bleiben und am Sonntag nichts zu kaufen. Ich habe das so im Blut, dass ich ganz erstaunt bin über die Vehemenz, mit der unsere schwedischen Bekannten darauf beharren: „Was soll man denn machen, wenn einem Samstag Abends die Milch ausgeht?“
Ich persönlich komme mit frühzeitigem Nachkaufen und Vorratshaltung von Hafermilch gut zurecht. Trinke meinen Kaffee aber ohnehin schwarz. „Sonntags einkaufen“ war für mich bislang jedenfalls keine Option.
Heute allerdings fahre ich tatsächlich los und kaufe am Sonntag… ein Fieberthermometer!
40 Grad. Wusste ich’s doch.
Gut, dass ich Fieberzäpfchen im Vorrat habe.
Wir bauen das Ehebett zur Krankenstation um. An den Seiten mit aufgestellten Matratzen flankiert, damit keiner fiebernd rausfällt, liegt rechts und links ein krankes Kind und ich in der Mitte. Vater Abraham wandert aufs Sofa aus. Es reicht, wenn sich einer von uns die Nächte um die Ohren schlägt. Mein Mann übernimmt dafür die Kinderbetreuung von 5 bis 7 Uhr morgens, da kann ich nochmal 2 Stunden am Stück schlafen.
Als nach ein paar Tagen das Fieber weicht und der Große wieder zur Förskola kann, werde ich als letzte auch noch krank. Jetzt ist warme Milch mit Honig angesagt. Zum Glück habe ich grad welche da.
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