Heiligabend

Nun will ich Euch erzählen, wie wir Weihnachten gefeiert haben.

Der Tag beginnt mit diesem unfassbaren Farbenspiel, das ein klarer Wintermorgen in Schweden mit sich bringt. Wochenlang hatten wir eine geschlossene Wolkendecke. Ausgerechnet an Heiligabend reißt das Grau für ein paar Minuten auf, und wir können die Farben sehen.

Es wird unser erstes Weihnachtsfest als Familie, in unserem Zuhause.

Wir gehen am Vormittag zum Gottesdienst. Eigentlich geht man zur Mitternachtsmesse, aber dafür sind unsere Kinder einfach zu klein. Vormittags gibt’s ein Krippenspiel zum Mitmachen. Ein Hirte hat seine Schafe verloren, alle Kinder kommen nach vorne und helfen ihm beim Suchen. Und dann erzählt er, wie das war, als plötzlich mitten in der Nacht Engel erschienen, „Hosianna“ sangen, und von einem Kind in einer Futterkrippe erzählten.

Die Orgel spielt „Stilla natt, heliga natt“. Ausgerechnet. Wir singen auf Deutsch mit und fühlen wir uns sehr zuhause.

Unsere Kinder haben keine Erinnerungen an zurückliegende Weihnachten. Sie freuen sich, dass der Papa heute frei hat, und lassen sich von jeder Wendung dieses Tages überraschen.

Nach dem Mittagessen gehen wir raus, auf einen Waldspielplatz in der Nähe. Es dämmert bereits, wir tanken kaum Helligkeit, immerhin frische Luft.

Nach dem Spaziergang sind die Kinder müde. Wir auch. Einvernehmlich setzen wir uns ins Auto und fahren durch die verschneite Landschaft, bis die Kinder einschlafen. Schweigend fahren wir an Tannenwäldern und erleuchteten Schwedenhäusern vorbei. Legen unsere Kinder zuhause in ihre Betten und machen selbst einen Nachmittagsschlaf.

Es ist dunkel, als wir aufwachen. Ich hole meine Überraschung, die weihnachtliche Tannenspitze, ins Wohnzimmer, und die Geschenke, und zünde die Kerzen am Adventskranz an.

Das Leuchten in den Augen des Großen, als er ins Wohnzimmer kommt. „Ein Weihnachtsbaum!“ Wir lesen die Weihnachtsgeschichte, singen zusammen.

Dann packen wir die Päckchen auf. Die Kinder bekommen Buchstaben-Magneten und dekorieren damit lange und zufrieden unseren Kühlschrank.

Fragt man die Katze „Findus“ aus den Pettersson-Kinderbüchern, so ist das Wichtigste an Weihnachten selbstverständlich das Essen. „Schinken und Fleischklößchen und Heringssalat und Blutwurst und Kartoffelgratin und Grütze und Lachs und Gewürzbrot!“

Auch die Schweden geben zu, dass die Leckereien eigentlich nicht zusammenpassen. Aber so macht man es halt. Ich habe eine ganz kleine Auswahl des traditionellen schwedischen Weihnachtsbuffetts für uns zubereitet. Es ist für jeden was dabei, sogar für das wählerische Kindergartenkind. Weihnachtsessen in Buffettform ist gelingsicher, das gefällt mir.

Als die Kinder schlafen, gehen auch wir Eltern nach oben, Koffer packen. Denn am frühen Weihnachtsmorgen geht ja unser Flieger nach Deutschland.

Wo werden wir wohl den nächsten Heiligabend feiern? – Wer weiß. Aber ich habe das Gefühl, wir werden noch lange an das Jahr zurückdenken, als wir einmal Weihnachten in Schweden gefeiert haben.

G

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