Ich bin im 8. Monat schwanger, meine Winterjacke geht längst nicht mehr zu. Ich brauche eine Hebamme! Vor 2 Wochen habe ich mich von meiner Frauenärztin in Deutschland verabschiedet, nun versuche ich, mich im schwedischen Gesundheitssystem zurecht zu finden. Erste Hürde: die Telefon-Ansage im Ärztehaus. Denn die ist auf Schwedisch.
Zum Glück übt Richard seit Monaten die Zahlen von 1 bis 20. Somit kann ich sie in- und auswendig. „Wollen Sie einen Termin im Krankenhaus? Tryck ett. Einen Termin bei der Krankenschwester? Tryck tva. Einen Termin bei der Hebamme?“ Ich drücke die Drei. Kurz darauf habe ich einen Termin für nächste Woche. Das ging ja schnell.
Volker und ich nutzen den freien Tag für eine Fahrradtour zur Uniklinik. Dort schlagen wir uns durch bis zur Geburtsstation. Ich bitte um Einlass: „Ich bin schwanger, darf ich mal reinschauen?“ Die diensthabende Hebamme ist konsterniert, Führungen seien nicht üblich, dann aber nimmt sie sich viel Zeit und zeigt mir alles: Einen Kreißsaal (von insgesamt 9!), die Zimmer, und den Kühlschrank, in dem die werdenden Väter ihr mitgebrachtes Essen deponieren dürfen. Durchschnittlich 11 Kinder werden hier pro Tag geboren. Davon ist nichts zu hören, alles ist ruhig.
Anders als die restlichen Klinikgebäude wirkt die Geburtsklinik etwas altmodisch, auch der Kreißsaal ist eher karg und zweckmäßig. Aber die Hebamme zählt in astreinem Englisch zig verschiedene Schmerzlinderungs-Techniken auf, von PDA über Akupunktur bis TENS. Die weiß, was sie tut und beruhigt mich damit total. Nicht umsonst ist der Ruf der schwedischen Geburtsmedizin exzellent.
Fazit: Das Baby hat noch 10 Wochen Zeit, aber ich weiß schonmal, wo’s zum Kreißsaal geht.
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