Wochenlang wurde es dunkler. Irgendwann war er da, der allerdunkelste Tag, Wintersonnwende, und der nächste Tag war schon wieder etwas heller. Hier in Schweden geht der Lichtwechsel schneller, spürbarer vonstatten. Schließlich müssen wir bis Mitte März alles aufholen, was wir im Vergleich zu Deutschland weniger haben. Nach einem kurzen Gleichstand überholen wir Mitteleuropa und haben danach wieder richtig lange Sonnentage.
Jetzt, im Februar, trägt der schwedische Winter sein schönstes Kleid. Das Land ist mit einer weißen Schneedecke überzogen, die bei jedem Schritt knirscht und im Sonnenlicht glitzert.
Für unsere Vögel haben wir Meisenknödel gebacken. Dass ich das Netz mit bunter Wolle gehäkelt habe, scheint sie nicht zu stören.
Unser Kindergartenkind bringt uns aus der Förskola jedes Krankheitsvirus mit, und Familie Abraham liegt flach, einer nach dem anderen. Immer wenn wir denken, jetzt ist es überstanden, fängt der nächste an.
Wir sind alle ausgelaugt von der letzten Magengrippe-Epidemie. Nur die Kleine, die hat nebenbei noch Laufen gelernt. Eines Tages richtete sie sich auf und – lief los.
„Wie schnell du dich von uns entfernst, wenn du erst gehen lernst“, hat Herman van Veen gesungen, aber ich sehe die ersten Schritte der Kleinen ganz ohne Melancholie. Ich kann mich nur mitfreuen und staunen. Gerade lag sie noch winzigklein im Bettchen, nun tragen ihre Beinchen sie tapp, tapp, tapp von Zimmer zu Zimmer. Überall klettert sie auf Stühle und Tische und freut sich, was sie da oben so alles findet. Nadelkissen! Teekannen! Klebstoff! Täglich danke ich Gott, dass die Kleine wieder einmal unversehrt geblieben ist und so selten irgendwo runterfällt.
Mittlerweile hat sie einen 6 Wörter umfassenden Wortschatz, den sie immer bewusster einsetzt:
- Mama
- Papa
- Linnea („Nee-nee“)
- Ja
- Nein
- „Titta“ (schwedisch: Schau mal)
Aber wenn wir mal ehrlich sind, ist das häufigste Wort doch:
„MAMAAA!“
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