Ich muss unbedingt Schwedisch lernen. Es ist einfach zu verlockend, sich mit Englisch zu behelfen. An einer Kirche hängt ein Aushang: „Språkcafé“, das klingt gut. Ich packe mein Kind warm ein, setze es in den Fahrradkindersitz und fahre los durch die herbstlichen Straßen.
„Hej, välkommen!“ begrüßt mich ein älterer Herr am Eingang und gibt mir die Hand. Ich sage meine auswendig gelernten Sätze auf: „Wir sind neu hier, wir kommen aus Deutschland…“
An locker verstreuten Tischen sitzen kleine Grüppchen von Menschen, meist ein oder zwei Schweden, allesamt Rentner, mit ein oder zwei Fremdsprachlern. Ich sehe Schwarzafrikaner, Asiaten, dunkelhäutige Frauen mit Kopftüchern. Alle tragen eine Wäscheklammer, auf denen ihr Name steht. Ich kriege auch eine.
Ich lande in einer Gruppe mit einer syrischen Muslima und einer irakischen Christin. Und mit Margareta, einer weißhaarigen Schwedin mit herzlichem Lächeln und klarer, langsamer Aussprache. Richard bekommt eine Kiste mit Spielsachen hingestellt und darf sich am Fika-Buffett einen Keks nehmen. Dann geht’s los.
Ich brauche gar kein großes pädagogisch ausgefeiltes Programm. Ich bin unendlich dankbar, dass sich da jemand bereit erklärt, mir ganz einfache Fragen zu stellen und meine Antworten geduldig zu korrigieren. Wohnst du in einem großen Haus? Wie gefällt dir Uppsala? Wann kommt dein Kind zur Welt? Wie ist das Wetter in deinem Land? – Ich antworte, lasse mich korrigieren, frage nach, schreibe mit, lasse mich wieder korrigieren, übe die Aussprache.
Nach einer Stunde bin ich so erschöpft wie nach einer mündlichen Abiturklausur. Richard hat sich zwischenzeitlich weitere Kekse geholt und ist schokoladenverschmiert. Ich glaube, ihm gefällt das Språk-Café auch.
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