Sommer

Der Frühling in Schweden ist kurz und intensiv, man könnte ihn eigentlich umbenennen in: „Mai“.

Bis April hatten wir noch Schnee. Und Anfang Juni beginnen die Sommerferien. Mit einem Mal legt sich der Sommer warm, hell und geruhsam auf das Land und leert die Städte. Knapp 10 Wochen am Stück haben die schwedischen Kinder schulfrei. Die Studenten, die immerhin 25% der Einwohner Uppsalas ausmachen, verschwinden in die Semesterferien.

Jedem Arbeitnehmer stehen gesetzlich 4 Wochen Sommerurlaub am Stück zu. Nur die Expatriates arbeiten durch. Alle anderen verreisen wochen-, monatelang in ihre Sommerhäuser, ans Meer, an einen See, zu Verwandten auf dem Land. Ende Mai verabschieden sich alle voneinander:

„Habt einen schönen Sommer! Wir sehen uns im September wieder!“

Uppsala ist verlassen. Kein Sprachcafé, kein Chor, keine Förskola, meine neuen Freundinnen sind verreist. Meine Wochenstruktur bricht mir weg, der Kalender ist leer.

Ich durchforste die Wochenzeitung nach Veranstaltungen. Zum Glück wird für die wenigen, armen Zurückgebliebenen einiges angeboten: Die Kirchen veranstalten „Sommercafés“,  am Fluss liegt eine schöne öffentliche Badestelle, es gibt eine ganze Reihe kostenloser Museen, einen Bauernhof und viele Spielplätze.  Noch schöner wäre es, wenn ich nicht immer allein hingehen müsste, aber das ist jetzt Jammern auf hohem Niveau.

Ich freue mich im Hinblick auf den langen, freien Sommer, dass wir viel Besuch aus Deutschland bekommen. Das ist jedes Mal solch ein Geschenk für uns! Mit jedem Besucher schwappt eine Welle frischen Meerwassers in unseren Teich herein.

Ein Besucher bringt ein neues Kinderbuch mit, ein anderer schreibt mir schnell ein Rezept für ein gelingsicheres Baguette auf einen Zettel, ein dritter backt für uns den perfekten Käsekuchen. Wir reden über Politik und Berufe, alte Zeiten und neue Herausforderungen, erkunden Uppsalas schönste Flecken, sitzen abends zusammen und genießen ein schönes Glas deutschen Rotweins. „Wie geht es dir?“ – Wie unerwartet und aufschlussreich die Antwort des Ehepartners sein kann, wenn jemand Außenstehendes diese Frage stellt!

Auch die Kinder profitieren. Der Große jauchzt vor Vergnügen, wenn unser Besuch mit ihm Fußball spielt oder Autos unterm Sofa durchflitzen lässt. Die Kleine studiert fasziniert die neuen Gesichter und schenkt jedem ein strahlendes Lächeln.

Wenn sich der Sommer im August dem Ende zuneigt, ziehen wir um. Keine Frage, dass auch unsere neue Wohnung wieder ein Gästezimmer haben wird.

G

3 Gedanken zu „Sommer“

  1. Ich wünsche Euch einen schönen Sommer mit guten Erlebnissen und Begegnungen!!!
    Wir ziehen auch Anfang August um, da werde ich dann an Dich denken.
    Viele herzliche Grüße aus dem ziemlich warmen Frankfurt 🙂

  2. ach, wie sehr würde ich euch es wünschen, dass auch ihr für paar wochen urlaub in einem sommerhaus am meer oder an einem see verbringen könntet!

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