Church-Hopping

In Frankfurt haben wir eine sehr sympathische Kirchengemeinde zurückgelassen. In Stuttgart vorher auch. Wir wünschen uns, wieder eine solch schöne Gemeinschaft zu finden.

Hier in Uppsala starten wir bei Null. Und fragen uns erstmal: Was genau wollen wir eigentlich? Wo liegen unsere Prioritäten bei der Suche nach einer neuen Gemeinde?

  • Hauptsache eine gute Predigt, der wir gerne zuhören und aus der wir mit guten Impulsen in die neue Woche starten?
  • Hauptsache coole Musik – oder wäre auch Orgel und Gesangbuch okay?
  • Hauptsache nette Leute, vorzugsweise in unserem Alter?
  • Hauptsache eine vernünftige Kinderbetreuung?

Überhaupt: Wollen wir eine internationale Gemeinde oder vertrauen wir darauf, dass wir schnell genug Schwedisch lernen, um einem schwedischen Gottesdienst folgen zu können?

Letztlich entscheiden wir uns, nach einer lebendigen Gemeinde zu suchen, in der die Predigt auf Englisch übersetzt wird und in der es eine gute Kinderbetreuung gibt. Der Rest wäre schön, ist aber erstmal zweitrangig.

Volker konsultiert das Internet. Nun haben wir eine Liste von 3 Gemeinden, die wir uns anschauen wollen. Pragmatisch starten wir mit der nächstgelegenen.

Man kann sich sehr einsam fühlen, wenn man eine fremde Kirche betritt. In unserem Fall passiert das Gegenteil.

Im Inneren des modernen Gebäudes empfangen uns die Klänge eines Liedes, das ich seit Kindertagen liebe: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“. Ich bin berührt.

Wir ziehen unsere Winterjacken aus und werden noch in der Garderobe von einem jungen Paar auf Deutsch angesprochen: „Habt Ihr da gerade Deutsch geredet?“ Das sind Sandra und Felix aus Berlin, ihre Tochter ist sechs und sieht ein bisschen aus wie Ronja Räubertochter. Nach ein paar Minuten nimmt Ronja Richard bei der Hand und zieht mit ihm ab zur Kinderbetreuung. Er geht mit ihr, als würde er sie schon immer kennen. Sandra versorgt uns mit Hörgeräten für die englische Übersetzung. Wir sind völlig fremd und fühlen wir uns dennoch, als kämen wir nach hause. Und als die Gemeinde singt: „Herren, vår Gud, är en konung i makt och i ära“, da singe ich lauthals mit: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren!“

Nach dem Gottesdienst laden uns die Berliner zum Essen ein, „und wenn ihr wollt, könnt ihr auch gleich zum Hauskreis bleiben?“ – Wir sagen ja und sitzen kurz darauf in großer Runde mit Deutschen, Schweden und Australiern um einen gewaltigen Topf Kürbissuppe herum. Drei Sprachen fliegen über den Tisch, dazwischen plappern die Kinder, was für eine herrliche Gemeinschaft. Am Ende sind alle satt und die Kinder ziehen ab auf den Spielplatz, Richard inklusive. Wir Erwachsenen kommen zur Ruhe und lesen zusammen einen Text aus der Bibel. Dann tauschen wir uns darüber aus, was er bedeutet und was er mit unserem eigenen Leben zu tun hat. Am Ende beten wir zusammen das Vaterunser, laut, jeder in seiner Sprache.

Alter Schwede. Unsere Suche nach einer neuen Gemeinde verläuft überraschend viel einfacher, als wir uns das gedacht hätten.

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