Reisende, die mit dem Zug nach Uppsala kommen, werden am Bahnhof mit den Worten begrüßt: „Willkommen Zuhause.“ Wir sind jetzt knapp 7 Monate hier und so langsam fühlt sich der Satz für uns nicht mehr komisch an. Heute schreibe ich allerdings eine Zuhause-Geschichte über jemand anderen.
Es war einmal eine abenteuerlustige schwedische Familie: Mutter, Vater und zwei kleine Jungs. Und weil die Mutter als Französischlehrerin an einer schwedischen Schule arbeitete, fand sie, sie könnte doch ebensogut an einer französischen Schule als Schwedisch-Lehrerin arbeiten. Gesagt, getan: Die Familie unterschrieb einen 2-Jahres-Vertrag in Paris. Ihr Haus vermietete sie an eine abenteuerlustige deutsche Familie, die zeitgleich einen 2-Jahres-Vertrag in Schweden unterschrieben hatte.
Nämlich an uns.
Das große, etwas baufällige Haus hatte die schwedische Familie gerade erst gekauft und praktischer Weise vorerst unrenoviert gelassen. – Verständlich. Trotzdem finde ich es gelegentlich lästig. Die Tapeten sind verblichen und blättern an manchen Stellen ab, die Dusche ist schauerlich. Jedesmal, wenn mit einem Mords-Getöse die Badewannenverkleidung abfällt, habe ich das Gefühl, das Haus schreit nach seinen Besitzern: Sie sollen endlich wiederkommen, das Haus wieder in Besitz nehmen und es gründlich und liebevoll sanieren.
Und wie es scheint, haben unsere Vermieter das Schreien gehört.
„Wir brechen unseren Frankreich-Aufenthalt vorzeitig ab“, schreiben sie uns in einer E-Mail. „Wir haben allesamt Sehnsucht nach Zuhause.“
Diese Option war natürlich vorher besprochen, trotzdem sind wir kurzzeitig sprachlos. Mein erster Gedanke: Nicht schon wieder umziehen. Dann folgen in rascher Folge:
- Was wird aus meinem frisch angepflanzten Gemüsegarten?
- Ausgerechnet jetzt, wo wir gerade erste Freunde gefunden haben!
- Adieu, schauerliche Dusche!
- (ganz leise im Hinterkopf:) Wie würden wir uns wohl entscheiden, wenn wir noch die Möglichkeit hätten, nach Hause in unser altes Leben zurück zu kehren?
- Wenn man in Paris Sehnsucht nach Uppsala hat, sind wir vielleicht genau am richrigen Ort?
Und dann habe ich plötzlich das Gefühl, als nähme mich Gott bei der Hand und würde sagen: „Weiter geht’s!“
Und Abraham zog weiter.
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